Cincinnati Bengals: Defense zieht Patrick Mahomes den Zahn – Die bengalischen Krieger

Mit einem überragenden Comeback kämpfen sich die Cincinnati Bengals gegen die Kansas City Chiefs in den Super Bowl. In der zweiten Halbzeit legt dabei besonders die Verteidigung eine 180-Grad-Drehung hin und wird zum Erfolgsgarant.

München – Ein Blick in das Gesicht von Head Coach Zac Taylor sprach Bände: “Wie zur Hölle sollen wir das hier gewinnen”, dürfte dem jungen Head Coach durch den Kopf gegangen sein.

Zu stark schien die Offensive der Kansas City Chiefs. Zu gut schien der Tag zu sein, den Superstar-Quarterback Patrick Mahomes im ersten Durchgang erwischt hatte. Mit 21:3 lagen die Chiefs in Front, auch ein Touchdown der Bengals kurz vor der Pause wirkte zunächst nur wie Ergebniskosmetik.

Dass es die Bengals am Ende dann doch in den Super Bowl schafften, lag am vor allem an der enormen Leistungssteigerung in der Defensive. Um einen Playoff-erfahrenen Spielmacher wie Mahomes so stark ins Wanken zu bekommen, musste Defensive Coordinator Lou Anarumo tief in die Trickkiste greifen.

Cincinnati Bengals: Umstellung in der Defense bringt Wende

Im ersten Durchgang hatten die Bengals vor allem ein Ziel: Mahomes mit permanenten Druck aus der Pocket zu bewegen. Dabei lief das junge Team ins offene Messer, denn Mahomes lieferte eine Zaubershow ab und sorgte mit wilden Läufen und Pässen aus der Bewegung für einige Big Plays – so war der Super-Bowl-MVP von 2019 nicht zu stoppen.

Weil die Bengals-Coaches in der Halbzeit erkannten, dass dies nicht der Weg zum Erfolg sein kann, stellten sie die Defensive konsequent um. Während im ersten Durchgang nur bei 24 Prozent aller defensiven Plays mehr als acht Verteidiger in die Deckung gingen, machten die Bengals im zweiten Durchgang mit 45% aller Plays in Coverage die Passwege dicht.

Ein wichtiges Element war hier der häufige Einsatz des Pass Rush mit lediglich drei Verteidigern. Der vierte Verteidiger, der eigentlich auf Quarterback-Jagd gehen sollte, setzte sich dabei stattdessen nach hinten ab und ging ebenfalls in die Deckung.

Die Folge: Mahomes hatte in der Pocket zwar viel mehr Zeit, doch die Anspielstationen, die im ersten Durchgang häufig funktioniert hatten, waren plötzlich komplett aus dem Spiel genommen. So ergab sich mehrmals die Situation, dass der Chiefs-Spielmacher den Ball für einige Sekunden in der Hand hielt, weil einfach keiner der Receiver frei war.

“Wir mussten unsere Formationen etwas anpassen”, erklärte Safety Vonn Bell nach dem Spiel: “Aber wir wussten irgendwann: sobald der Ball in der Luft ist, gehört er uns”, sagte der Routinier über die beiden Interceptions, die Mahomes durch die angepasste Coverage unterliefen.

Cincinnati Bengals: Variabilität als Schlüssel zum Erfolg

Eigentlich ist Defensive End Trey Hendrickson für seine exzellenten Fähigkeiten im Pass Rush bekannt. Der 27-Jährige, der vor der Saison von den New Orleans Saints nach Cincinnati wechselte, legte in seinem ersten Jahr für die Bengals eine Monster-Saison hin. In der Regular Season und in den Playoffs kommt er zusammengerechnet auf 16 Sacks, Mahomes erwischte er am Sonntag ebenfalls.

Doch im zweiten Durchgang musste auch er eher unbekanntes Terrain betreten. Bei der ersten Interception ließ sich der über 120-Kilogramm schwere Brocken in Coverage fallen und half so, einen kurzen Pass zu verhindern. Mahomes zögerte zu lange – und übersah dabei Defensive Tackle B.J. Hill.

Ein zusätzlicher X-Faktor, den die Chiefs im zweiten Durchgang nicht auf dem Zettel hatten, war der geschickte Einsatz von Edge Rusher Sam Hubbard. Der 26-Jährige fungierte als sogenannter “Quarterback Spy”, dessen Aufgabe es war, auf die Aktionen des Spielmachers vor dem Wurf zu reagieren. Die gefährlichen Läufe von Mahomes aus dem ersten Durchgang konnten so in Schach gehalten werden.

In den letzten Augenblicken der regulären Spielzeit, als die Chiefs drauf und dran waren, das Spiel zu gewinnen, zwang Hubbard die Chiefs dann mit zwei aufeinanderfolgenden Sacks zu einem Field Goal. “Ich hatte noch nie zwei Sacks hintereinander, die dein Team in den Super Bowl schicken. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich das für die Stadt und mein Team hinbekommen habe”, so der Bengals-Star.

Cincinnati Bengals: Geduld zahlt sich aus

Als Grund für seine Monster-Performance im zweiten Durchgang sah Hubbard den Kämpferwillen seiner Mannschaft: “Ich schätze, wenn man ständig weiter macht und trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt, wird man am Ende belohnt”, sagte er abschließend.

Ähnliches gilt auch für die Safeties Bell und Jesse Bates, die beide am entscheidenden Play in der Overtime beteiligt waren. Nur weil Bates den Ball aus den Händen von Star-Receiver Tyreek Hill schlug, konnte Bell den Ball per Interception aufnehmen und die Offensive für den entscheidenden Drive in Stellung bringen.

“Mit dem Rücken zur Wand kämpfen wir am besten”, gab Bell über den verlorenen Coin Toss zu Beginn der Verlängerung an: “Alle Jungs haben sich gezeigt und für Big Plays gesorgt. Wir haben uns als robuste Truppe über die gesamte Spielzeit präsentiert. Wir wussten, dass wir gewinnen können und deshalb nie mit der Wimper gezuckt”, sagte er weiter.

Cincinnati Bengals: Defense als X-Faktor im Super Bowl?

Geduld muss die Defense der Bengals auch im Super Bowl gegen die Los Angeles Rams beweisen. Gegen das nächste offensive Powerhouse brauch es eine ähnlich konzentrierte Vorstellung, wie im zweiten Durchgang gegen die Chiefs, um am Ende erfolgreich zu sein.

“Wir sind für diesen Moment gemacht”, prognostizierte Bell abschließend: “Wieso am Ende nicht wir? Lass uns einfach raus gehen und dieses letzte Spiel gewinnen.” Von Spielerseite ist also klar: der Titel in diesem Jahr geht nur über diesen eingeschworenen Haufen an Kriegern.

Damit die begehrte Lombardi Trophy auch ihren Weg nach Cincinnati findet, wird es erneut auf die defensiven Anpassungen im Spiel ankommen. Beweist der Coaching-Staff hier erneut ein glückliches Händchen wie gegen die Chiefs, kann die “bengalische” Defense am Ende sogar zum X-Faktor für den Super-Bowl-Triumph werden.

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3 jaar ago
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